Meiner damals fünfjährigen Tochter Inga ist unermessliches Leid und schwerwiegendes Unrecht widerfahren. Ich weiß nicht, ob Inga noch am Leben ist, aber ich habe zu keinem Zeitpunkt gefühlt, dass sie es nicht mehr ist. Mein eigenes Leben verbringe ich seither in quälender Ungewissheit. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Inga denke. Ich will trotz allem am Leben bleiben für meine anderen Kinder und damit ich da bin, falls Inga eines Tages gefunden wird. Auch nach Jahren vergeblichen Wartens gebe ich diese Hoffnung nicht auf.
Ich brauche Klärung und Gewissheit darüber, was am 2. Mai 2015 auf dem Wilhelmshof tatsächlich passiert ist. Welche mit dem Geschehen in Verbindung stehenden oder davon losgelösten noch lebenden oder inzwischen verstorbenen Einzelpersonen, welche Gruppen oder Institutionen haben etwas mit der Entführung meiner Tochter zu tun? Gab es Begebenheiten, Vorgänge, Handlungen, andere Vergehen oder Straftaten, die unmittelbar oder schon lange vorher ein Verbrechen an meinem Kind begünstigt haben? Wer und/oder was verhindert bis heute eine Aufklärung?
Bitte melden Sie sich, falls Sie, aus welchen Gründen auch immer, erst jetzt eine Beobachtung oder einen Sachverhalt mit Ingas Verschwinden in Zusammenhang sehen können. Auch bitte ich alle Menschen, die damals vielleicht schon einen Hinweis geben wollten, es aber wieder verworfen haben, auf ihr Gefühl zu hören und es nachzuholen.
Jedes noch so kleine Detail kann ein Baustein zur Klärung des Ganzen sein. Vielleicht haben Sie sich bisher nicht getraut, einen Hinweis zu geben, um sich selbst und Ihnen nahe stehende Personen zu schützen oder weil Angst, Scham oder eine Bedrohungslage dies verhindert haben. Daraus leite ich keinen Vorwurf ab. Ich wäre froh, wenn, auch zeitversetzt, Ihr Hinweis helfen könnte.
Victoria Gehricke, Februar 2023